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Die Kirsche auf dem Kuchen oder wie Dekorieren gelingt

Es gibt Deko-Naturtalente wie meine Mitarbeiterinnen Carolin und Christina – egal, was Sie anfassen und arrangieren, es sieht immer WOW aus – und Menschen wie Du und ich, die auch ein tolles Ergebnis hinkriegen, in dem sie sich an einige Regeln halten. Für diese ist dieser Beitrag.

Grundsätzlich vorab: Den letzten Schliff für einen Raum bringen die Accessoires. Also Textilien, Objekte und Bilder.

Vor dem Deko-Shopping (der schönste Teil, ich weiß), gibt es jedoch noch einige Zwischenschritte, die oft übersprungen werden und dann zu Enttäuschung führen, wenn die Accessoires, die im Geschäft so toll aussahen, das in den eigenen 4 Wänden gar nicht mehr tun.

Und schon sind wir bei Regel Nr. 1: Um den optischen Overkill zu vermeiden, solltet Ihr zuerst entscheiden, ob die Basis (Wände und Möbel) farblich eher schlicht daherkommen und dann die Accessoires den Farbkick bringen sollen.

Oder ob umgekehrt die Wände reichlich Leben ins Zimmer bringen und die Accessoires dann schlicht und stilvoll – mehr durch Form und Haptik – den Gesamteindruck abrunden sollen.

Diese Entscheidung hängt eng zusammen mit Regel Nr. 2, die sich mit der Reihenfolge beschäftigt: Mit was beginnen? Nina Hagen hat es dereinst gut besungen: „Ich kann mich gar nicht entscheiden, ist alles so schön bunt hier…“ Und in der Tat schildern mir Kunden oft, dass ihnen so vieles gefällt, was sich aber oft gegenseitig ausschließt und sie sich dann nicht entscheiden können, welchem Stil/Detail sie Vorrang geben sollen.

Mein Tipp: Erstmal eine Bestandsaufnahme machen. Welche Materialien/Farben sind schon vorhanden und nicht zu verändern? Dabei handelt es sich meist um kostenintensive und für mehrere Jahre gedachte Einbauten (Holz- oder Steinboden, Fensterrahmen, Fliesenfarbe in den Bädern, Material und Farbe der Einbauküche, Balkonbrüstung etc.). Hier gilt es, vorab wenn möglich Ruhe reinzubringen, denn das ist die Ausgangsbasis für die Wirkung von Accessoires. Beispielsweise „stören“ zu viele unterschiedliche Holzarten in einem Raum. Wenn Boden, Tisch, Sideboard und die Stuhlbeine aus Holz sind, aber nicht aus demselben, ist es nahezu unmöglich mit Accessoires gegen diese Mixtur anzuarbeiten, um ein stimmiges, harmonisches Ganzes zu erzielen.

Regel Nr. 2 lautet: Alle Farben, die nicht zu verändern sind, müssen ins Gesamtkonzept integriert werden, sonst schaffen diese immer gefühlt Unruhe (und Sie können dekorieren was Sie wollen, es wird Sie nicht zufriedenstellen). Wie das im Idealfall aussieht, wenn diese Regel befolgt wird, seht Ihr bei diesem Beispiel:

Mein Tipp: Gute Farbkombinationen findet Ihr im Internet, z.B. indem Ihr das Suchwort „ Farbpalette“ eingebt.

Mit Regel Nr. 3 geht die Priorisierung weiter: Gibt es voluminöse Teile wie Bilder, Teppiche  oder Lampen, zu denen Ihr eine Herzensbeziehung habt und die deshalb unbedingt im Raum vorhanden sein sollten? Auch solche Gegenstände haben natürlich Einfluss auf den Spielraum, den Ihr für die weitere Gestaltung habt. Im Beispiel könnt Ihr sehen, wie ein antikes Ölgemälde in einem noch antikeren Goldrahmen die gesamte Materialauswahl  in dem Raum, wo es hängt bestimmt hat.

Genau das Gleiche gilt für architektonische Besonderheiten, um die man nicht mal eben so herumkommt, ein Kachelofen etwa, das Treppengeländer oder die Türklinken.

Dann gilt es, diese Gegenstände liebevoll zu integrieren: Falsch gibt es nicht (Perfektion auch nicht), und ohne Stilbrüche geht es in solch einem Fall oft nicht. Aber klar ist: sie geben, wenn vorhanden, den Ton an. Sowohl fürs Farbkonzept als auch für den Stil und entsprechend für die Auswahl der Menge und Art der Dekoration.

Gibt es solche Herausforderungen nicht, wird es nicht leichter, eher das Gegenteil ist der Fall. Denn was bestimmt nun die rote Linie, der Ihr folgen wollt?

Mein Tipp: Bei meinen Kunden habe ich festgestellt, dass sie sich leichter tun, sich gegen etwas zu entscheiden als proaktiv zu benennen, was Ihnen gefällt. Das nennt man Negativ-Auswahl. Macht dafür also eine Liste mit Dingen, die für Euch gar nicht gehen. Zum Beispiel: Den Boho-Stil findet Ihr kindisch. Und eine dunkle Raumwirkung macht Euch depressiv. Zu bunt strapaziert die Nerven gleichfalls. Alles aus Gold erinnert Euch an Eure Oma. Faltrollos gehen nicht und der TV im Wohnzimmer ist ein No-go. Und so weiter. So kristallisiert sich langsam aber sicher heraus, was Ihr wollt durch das, was dann noch übrig bleibt. Unterschiedliche Stilbeispiele dafür findet Ihr im Internet, z.B. auf Pinterest oder Instagram.

Regel Nr. 4 bezieht sich auf weitere Einflussfaktoren für die Wirkung von Dekoration, wie Ordnung und Licht.

Ein wichtiger Faktor, der die Wahrnehmung von Dekoration als „schön“ beeinflusst, ist tatsächlich, was und wieviel sonst noch herumsteht und -liegt. Je aufgeräumter ein Raum ist, desto besser kommt die Dekoration zur Geltung. Ist eigentlich banal, ich weiß, der Vollständigkeit halber wollte ich es aber nochmal erwähnen.

Wie im Theater, wo die Beleuchtung von existenzieller Bedeutung für die Wirkung der Inszenierung ist, ist sie es auch in Eurem Wohnzimmer. Die Wirkung der schönsten Accessoires verpufft im kalten Schein einer einsamen Deckenleuchte mit Energiesparbirne. Dazu mehr in meinem Blogbeitrag zum Thema Licht (Stichwort: Indirekte Beleuchtung).

Bei Regel Nr. 5 geht es um die Auswahl der Stoffe, denn Stimmigkeit entsteht, wenn sich Farben und/oder Muster in allen Textilien wiederholen und zueinander passen und sich ergänzen: Sofastoff, Stuhlbezüge, Vorhänge, Teppiche und Kissen sollten also als Einheit betrachtet werden.

Mein Tipp: Mit Textilien lassen sich vergleichbar einfach Stimmungswechsel inszenieren. Wenn Ihr die Dinge, die man nicht jedes Jahr neu anschafft (z.B. das Sofa) in einer neutralen Farbe wählt, haltet Ihr Euch viele Wechselmöglichkeiten offen. Am Beispiel des grauen Sofas ist gut zu sehen, welche Veränderung nur durch die Accessoires möglich ist.

Regel Nr. 6 befasst sich – ENDLICH – mit der Kirsche: Dem Arrangieren von Objekten! Es gibt unendlich viele Möglichkeiten ein paar besonderen Dingen, die einfach schön anzuschauen sind, in unserem Zuhause Raum zu geben.

Mein Tipp: Versucht es mit „Dekoinseln“. Darunter versteht man eine Art Stilleben aus Accessoires, das unkompliziert herzustellen ist. Man nehme: 3, 5 oder 7 Teile (Hauptsache ungerade Zahl) in unterschiedlicher Höhe und aus unterschiedlichen Materialien, wahlweise mit unterschiedlichen Funktionen (z.B. Kerze, Duft-Zerstäuber und Vase). Für die Anordnung gelten eigentlich keine Regeln, spielt einfach mal mit Material, Farbe und Form und versucht es auch mit Stapeln oder „Layering“. Hier einige Beispiele, was damit gemeint ist:

Fotografie: Christina Schmidt

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Category

Blog

Date

29.10.2021

Author

Tina Humburg